Aus dem Leben eines Taugenichts
Vorführungstermine:
am Freitag, den 28. Juni 2018 um 20 Uhr
von Joseph von Eichendorff
gelesen von Albrecht Schuch
musikalische Begleitung Michel Reis und Annemie Osborne
Textfassung: Marc Limpach
Wenn jemand den Helden seiner Erzählung nach einem Schimpfwort benennt, dann kann das nur ein wahrer Romantiker gewesen sein. Joseph von Eichendorff war so einer, und seine fiktive „Taugenichts“-Biographie von 1826 macht ein echtes Sonntagskind zum Titelhelden. Taugenichts nennt der Vater seinen Sohn, weil er sich nicht dem täglichen Einerlei des elterlichen Mühlbetriebes unterwerfen will. Die Sehnsucht nach Ferne, nach Glück, Abenteuer und Liebe treibt ihn, mit wenigen Groschen in der Tasche und seiner Geige unter dem Arm in die weite Welt zu ziehen. Arbeiten tut er nur gelegentlich. Seine heimliche Liebe zu einer vermeintlichen Grafentochter verstrickt ihn auch noch in eine tolldreiste Entführungsgeschichte. Der „Taugenichts“ ist die bekannteste Erzählung der deutschen Romantik. - Was den „Taugenichts“ aber auch heute noch auszeichnet, ist sein liebenswerter Anarchismus und der unbedingte Freiheitswille seines Protagonisten. Die Geschichte um die Abenteuer eines naiven Träumers erhebt die Liebe, die Weltoffenheit und die Wanderschaft zum schönsten Lebensinhalt. Hermann Hesse lobte den „Taugenichts“ als „eine von den allerreifsten, allerzartesten, allerköstlichsten Früchten am Baum der bisherigen Menschheit.“ Der Taugenichts ist ein frühes Rock‘n‘Roll-Märchen, mit allen Zutaten, die eine romantische Aussteigergeschichte ausmachen: „nichts als Traum, Musik, Gehenlassen, Fernweh, Heimweh, (…), törichte Seligkeit, sodass einem die Ohren klingen und der Kopf summt vor poetischer Verzauberung und Verwirrung“ (Thomas Mann).
Albrecht Schuch, geboren 1985 in Jena, besucht von 2006 bis 2010 die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Seit 2001 ist er auf verschiedenen Theaterbühnen u. a. in Jena, Leipzig, Wien und Berlin zu sehen. 2002 folgen neben seinen Theaterengagements auch die ersten Film- und TV Produktionen. 2010 sieht man Albrecht Abraham Schuch als „Harry Klein“ in Sven Regeners Romanverfilmung „Neue Vahr Süd“, für die er mit dem Deutschen Comedypreis 2010 als Ensemblemitglied in der Kategorie „Beste TV-Komödie“ ausgezeichnet wird. Im Jahr darauf ist er in einer Hauptrolle in der Bestsellerverfilmung „Die Vermessung der Welt“ als Alexander von Humboldt im Kino zu sehen. Es folgen Rollen u.a. in dem Kinofilm „Westwind“ von Robert Thalheim und dem Zweiteiler der Ken Follet Verfilmung „Die Pfeiler der Macht“. 2016 hatte er die Rolle des Uwe Mundlos in dem Mehrteiler „Mitten in Deutschland: NSU“ (Regie: Christian Schwochow) übernommen, für die er den Grimme-Preis 2017 in der Kategorie Fiktion gewann. Neben seinen Film- und Fernsehproduktionen (zuletzt „Bad Banks“) steht der Schauspieler weiterhin auf der Theaterbühne, u. a. mit der Titelrolle des gleichnamigen Stücks „Tartuffe“.