Ich suche Trost im Wort
Wiederaufnahme
Deutschsprachige Dichtung im Exil 1933-1945
Eine Lesung mit Nikolaus Haenel, Marc Limpach und Désirée Nosbusch
Textauswahl Marc Limpach
Im Mittelpunkt der Lesung über die deutsche und österreichische Emigration stehen die Gedichte aus und über das Exil von Mascha Kaléko, Theodor Kramer und Hans Sahl. Ihre Gedichte, die exemplarisch die Erfahrung und Nöte des Exils verarbeiten, werden in dieser Lesung des Kasemattentheaters durch Prosatexte, Briefe und Zeugnisse anderer Autoren (u.a. Walter Mehring, Maria Gleit, Marta Feuchtwanger und Joseph Roth) ergänzt. So ergibt sich ein komplexes und ergreifendes Bild, ein Panoptikum der Vertreibung und des Exils, in der jedes Wort ein Stück Heimat und die Sprache eine letzte Zuflucht bietet.
Mascha Kaléko (1907-1975) fand in den Zwanzigerjahren in Berlin Anschluss an die intellektuellen Kreise des Romanischen Cafés. Ab 1929 veröffentlichte sie Gedichte in Zeitungen, bevor 1933 ihr erstes Buch Das lyrische Stenogrammheft im Rowohlt Verlag erschien. Bereits 1935, wurde sie aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und ihre Bücher durften nicht länger verkauft werden. 1938 wanderte sie mit ihrem zweiten Ehemann und dem gemeinsamen Sohn nach New York aus. Dort hält sie ihre Familie mit dem Verfassen von Reklametexten über Wasser. Ab 1957 wohnt sie in Jerusalem. Im Herbst 1974 besucht sie ein letztes Mal Berlin und stirbt am 21. Januar 1975 in Zürich.
Theodor Kramer (1897-1958) wurde im niederösterreichischen Weinviertel geboren. Ab 1931 lebt er als freier Schriftsteller. Er ist 1933 Gründungsmitglied der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“, die wegen obrigkeitlichen Verbots im Austrofaschismus nur ein Jahr Bestand hat. Nach dem Anschluss wird Kramer als Jude und Sozialdemokrat ein Arbeits- und Berufsverbot auferlegt. 1939 gelingt es ihm, nach London zu emigrieren, wo er 1946 die britische Staatsbürgerschaft erhält. Erst 1957 kehrt er nach Wien zurück. Er stirbt am 3. April 1958, unglücklich und wenig beachtet, nach einem Schlaganfall.
Hans Sahl (1902-1993) arbeitet von 1926 bis 1932 im Feuilleton verschiedener Berliner Zeitungen. 1933 emigriert er über Prag und Zürich, wo er u. a. Texte für das Kabarett Die Pfeffermühle schreibt, nach Paris. 1939 kommt er als „feindlicher Ausländer“ wie viele andere deutsche Intellektuelle in verschiedene französische Internierungslager. 1940 kann er nach Marseille fliehen. Dort hilft er, bis 1941, Varian Fry bei der Rettung politisch Verfolgter, bis ihm selbst über Portugal die Flucht in die USA gelingt. Im New Yorker Exil entstehen viele seiner schriftstellerischen Arbeiten. 1989 übersiedelt er mit seiner Frau endgültig nach Deutschland.
„Eine bewegende Collage von Stimmen aus dem Exil (...) ein polyphones und ergreifendes Panoptikum der Vertreibung.“
Jeff Schinker, Luxemburger Wort, 23. April 2015
Vorführungstermine:
am 25. Februar um 20 Uhr