Lampedusa

von Henning Mankell

Anna, erfolgreiche Fernsehmoderatorin einer Talk-Show, hat Tita­nia, eine aus Sambia gebürtige Muslimin zu Gast. Kurz vor der Live-Sendung sprechen sie noch einmal durch, was Thema des Interviews sein soll. Titania erweist sich als schwierige Kandidatin für Anna, die eigentlich nur hofft, durch die Schilderung der Unterdrückung muslimischer Frauen Quote zu machen. Aber Titania ist selbstbewusst und gebildet, westlich gekleidet und äußerlich integriert. Gleichzeitig hält sie aber an ihrer Religion und deren Ritualen fest. Titania hat einen anderen, ganz bestimmten Beweggrund, sich in Annas Sendung zu präsentieren: Sie liebt heimlich eine Frau, die auch Muslimin ist. Ihre Angst ist groß, sie weiß, dass sie riskiert, angefeindet, ja mit dem Tod bedroht zu werden...

„Lampedusa“ ist ein Stück über die Ursache und Wirkung von Projektionen und Vorurteilen, über Ausgrenzung und die Angst gegenüber allem Fremden, sowie über das Bemühen um gegenseitige Anerkennung. Das Stück von Bestsellerautor Henning Mankell (“Wallander“) lebt davon, dass die Figuren zunächst von Klischees zu strotzen scheinen, dem Zuschauer aber vor Augen führen, dass er selbst es ist, der ja permanent Vorurteile produziert. „Lampedusa“ dokumentiert Mankells Sinn für Themen und Konstellationen. Dass Europas Zukunft nicht mehr zu besprechen ist, ohne die Zukunft der Afrikaner, die nach Norden wollen, einzubeziehen, hat er früh erkannt. Ebenso dass eine italienische Insel namens Lampedusa damit der Dreh- und Angelpunkt des Kontinents geworden ist. Ein kluges, unterhaltsames und überraschendes Stück, das nicht nur zum Nachdenken anregt!