Schreiben im Wartezimmer des Krieges
Eine literarische Lesung über Luxemburg im Ersten Weltkrieg mit Texten von Frantz Clément, Batty Weber, Joseph Tockert u.v.a.
Textauswahl: Marc Limpach mit Daniela Lieb, Pierre Marson und Josiane Weber.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Luxemburg trotz seiner Neutralität sofort von deutschen Truppen besetzt. Am 2. August 1914, gegen 3 Uhr morgens, dringen die ersten deutschen Truppen per Automobil und auf Motorrädern über die Wasserbilliger Brücke ins Land ein. Gegen 6 Uhr fährt ein gepanzerter Zug mit neun Waggons, einer in der Mitte des Zuges angekoppelten Lokomotive, sowie mit einem mit Eisenbahnschienen beladenen Anhänger im Bahnhof Luxemburg ein. Dem Zug entsteigen ein Hauptmann und etwa 150 Mann Genietruppen. Die Besetzung durch die Deutschen hat begonnen. Diese Besetzung, die folgenden Nöte und vor allem der zunehmende Hunger der Luxemburger Bevölkerung in den Kriegsjahren finden ihren Niederschlag in vielen literarischen Zeugnissen. Bei Kriegsbeginn 1914 wird Frantz Clément, Chefredakteur des Escher Tageblatt, zusammen mit seinem Verleger Paul Schroell von den Deutschen festgenommen und verbringt eine fünfwöchige Haftzeit in Ehrenbreitstein - diese Erlebnisse hält er in seinem Buch Zelle 86 K.P.U. fest. Auch während des Ersten Weltkriegs erscheint in der Luxemburger Zeitung Batty Webers täglicher Abreißkalender (seit dem 25. September 1913). Die Kolumnen aus jener Zeit hat er später, in einer vom Autor selbst angelegten Sammlung - Aus dem Wartezimmer des Krieges - veröffentlicht. In seinem Band Heimat, vergegenwärtigt Joseph Tockert mit Hilfe kleiner Tableaus typische Episoden aus jener Zeit, in denen auch Untugenden wie Egoismus, Engherzigkeit und Intoleranz kritisch beleuchtet werden. Wenn die 1907/08 erscheinende literarische Zeitschrift Floréal - der das Kasemattentheater in der letzten Saison eine Lesung gewidmet hatte - die Geburt der Luxemburger Moderne darstellt, so wird der Erste Weltkrieg der Luxemburger Literatur und ihren Protagonisten eine neue Richtung und vor allem Tiefe geben. Auch davon zeugt diese Lesung...
Vorführungstermine:
- Wed 07. January 2015, 20:00