Devid Striesow liest Robert Walser

Mir sind Menschen bekannt, die der Meinung sind es werde zu viel geschriftstellert. Ich bin auch dieser Meinung, und daher beunruhigt mich der scheinbar schlafende Walser keineswegs. Mich freut vielmehr sein Verhalten. Ich wünsche also unbeachtet zu sein. Sollte man mich trotzdem beachten wollen, so werde ich meinerseits die Achthabenden nicht beachten.“ (Robert Walser über Robert Walser)

Robert Walser (1878–1956) gehört zu den rätselhaftesten Schriftstellern seiner Zeit. Geboren in Biel (Schweiz), absolvierte er nach der Schulzeit eine Banklehre. Erste Gedichte erscheinen 1898, was ihm den Zutritt zu den literarischen Kreisen Münchens verschaffte. Mit seinen drei Romanen Geschwister Tanner (1907), Der Gehülfe (1908) und Jakob von Gunten (1909) erzielt er zwar einen Achtungserfolg, kann sich im literarischen Leben von Berlin, wo er seit 1905 lebt, jedoch nicht durchsetzen. Im Gefühl, gescheitert zu sein, kehrt Walser 1913 nach Biel zurück. Im Dienstbotentrakt des Hotels Blaues Kreuz mietet er sich eine Dachkammer und schreibt dort unter äußerst ärmlichen Bedingungen eine große Zahl von Kurzprosatexten. In Schweizer Verlagen erscheinen kleine Prosasammlungen, als Hauptwerk dieser Zeit gilt Der Spaziergang (1917). Ab 1921 lebt Walser in Bern. Er veröffentlicht weiterhin im Feuilleton, kann jedoch, abgesehen von der Buchsammlung Die Rose (1925), keine Bücher mehr publizieren. Zahlreiche Texte haben sich nur in so genannten Mikrogrammen erhalten. Es handelt sich dabei um eine große Zahl randvoll gefüllter Blätter mit Texten, die in winziger, fast unlesbarer Bleistiftschrift niedergeschrieben wurden. Nach einer psychischen Krise kommt Walser Anfang 1929 in eine Heil- und Pflegeanstalt. Dort stellt er das Schreiben ein und lebt noch 23 Jahre als fast vergessener Autor. Walser stirbt am Weihnachtstag 1956 auf einem einsamen Spaziergang im Schnee. Obwohl von Autoren wie Hermann Hesse, Kurt Tucholsky, Robert Musil, Franz Kafka und Walter Benjamin hoch geschätzt, bleibt Robert Walser Zeit seines Lebens bei einem breiteren Publikum verkannt. Heute gilt er als einer der wichtigsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts.

Devid Striesow studierte an der Hochschule für Schauspiel "Ernst Busch" in Berlin. Seit 1999 u.a. am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und ständiger Gast am Schauspielhaus Düsseldorf, er spielte u.a. mit großem Erfolg den "Hamlet", den "Prinzen von Homburg" und den "Posa" in der bemerkenswerten Inszenierung des "Don Karlos" (R: Laurent Chétouane, 2004). 2004 wurde er von „Theater heute“ zum Nachwuchsschauspieler des Jahres erklärt und erhielt außerdem den Alfred-Kerr-Darstellerpreis für seine Darstellung des Wlas in Tschechows „Sommergäste“. In der zum Theatertreffen 2006 eingeladenen „Macbeth“-Inszenierung (R: Jürgen Gosch, 2005) spielte er Lady Macbeth. Sein Kinodebüt gab er 2000 in Kalt ist der Abendhauch. Auf der Berlinale 2007 war er in Yella und in Die Fälscher (mit August Diehl) zu sehen. Der Film erhielt im Februar 2008 den Oscar in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film. Von 2005 bis 2012 gehörte er zum Serienteam der ZDF-Krimireihe Bella Block. Seit Januar 2013 tritt Striesow für den Saarländischen Rundfunk als Hauptkommissar Jens Stellbrink in der Krimireihe Tatort auf.

Vorführungstermine:

  • Mon 26. January 2015, 20:00