Visuell Köpenick

Madame Köpenick

Vorführungstermine:

am 12. 14.  15. 18. 19. und 20. alle Vorstellungen ausverkauft! Januar 2022 um 20 Uhr

Eine Komödie von Guy Helminger

URAUFFÜHRUNG

mit Brigitte Urhausen und Michael Schrodt

Regie Kay Wuschek 

Bühne und Kostüme Dagmar Weitze
Videoinstallation Ernest Thiesmeier
Assistenz Sara Goerres

am 12. 14.  15. 18. 19. und 20. alle Vorstellungen ausverkauft! Januar 2022 um 20 Uhr im Kasemattentheater 
und am 8. 9. 10. und 11. Juni 2022 in der Vaganten Bühne (Berlin)

Eine Koproduktion des Kasemattentheaters mit der Vaganten Bühne in Berlin
Das Projekt wurde großzügig von der BOURSE EDMOND DUNE  untertützt. Die Bourse Edmond Dune wird vom Focuna und privaten Mäzenen finanziert.

„dem Köpenicker gefällt es außerordentlich gut in Luxemburg, da er sich mit Ehegedanken trägt und sich in der Landeshauptstadt niederzulassen gedenkt. Eine schöne und lustige Witwe hält sein Herz dauernd gefangen“ Obermosel-Zeitung vom 4. Juni 1909

Wilhelm Voigt, wie der „Hauptmann von Köpenick“ mit richtigem Namen hieß, starb vor 100 Jahren, am 3. Januar 1922, in Luxemburg. Sein Husarenstück, als er am 16. Oktober 1906 als Hauptmann verkleidet mit einem Trupp gutgläubiger Soldaten in das Rathaus von Köpenick eindrang und die Stadtkasse raubte, ist als Köpenickiade sprichwörtlich in die deutsche Sprache eingegangen. Auch die damalige Medienlandschaft interessierte sich gleich für die Geschichte und zum Prozess reiste die gesamte Weltpresse an. Carl Zuckmayer machte daraus 1931 ein Theaterstück, das zum Dauerbrenner wurde. Diese Berliner Geschichte wurde so zum Volksmythos, aber wie ging es weiter mit der Person Voigt? Ganz modern versuchte dieser, nach seiner Entlassung, Geld mit seinem plötzlichen Ruhm zu verdienen, produzierte eine Grammofonaufnahme, veröffentlichte Postkarten und ein Erinnerungsbuch, ging auf große Tournee und verkaufte Autogramme.

Als Voigt im Jahr 1909 nach Luxemburg kam, war er bereits 60 Jahre alt und hatte insgesamt 30 Jahre im Zuchthaus verbracht. Doch was passierte in Luxemburg? Eigentlich war er ja nur auf der Durchreise, aber hier machte er, nach seinem Auftritt, Bekanntschaft mit einer jungen Witwe: Frau Émilie Blum-Bernier. Erstaunlich rasch wohnte er dann auch zur Miete bei Frau Blum in einem Haus in Luxemburg-Stadt. Luxemburg ist ein neutrales Land und gewährt ihm Sicherheit vor den deutschen Behörden. Doch dass er seine letzten 13 Lebensjahre dann auch in seiner neuen Heimat geblieben ist, dabei spielte diese Frau sicher eine wichtige Rolle. Ohne sie hätte der gelernte Schumacher wohl nie in Luxemburg Fuß gefasst. Sie war Dreh- und Angelpunkt, er selbst in alten Strukturen verfestigt. Während es über Frau Blum so gut wie keine persönlichen Aufzeichnungen gibt – ein kurzes Interview mit der sogenannten „Madame Köpenick“ fand im Jahre 1935 statt – weiß man von Voigt, dass er gerne weiterhin in seiner erfundenen Uniform durch die Straßen lief. Hatte er die Bedeutung seiner Geschichte und den Grund seines Ruhms wirklich verstanden? Offensichtlich hatte er das Herz eines Darstellers, dem die Rolle wichtiger war, als die Wirklichkeit. Grund genug dieses Spiel auf die Bühne zu bringen.

Der Luxemburger Autor Guy Helminger hat eine zeitgenössische und vielschichtige Beziehungs-komödie über das Paar und ihre Zeit geschrieben. Eine Zeit, die es in sich hat: Der 1. Weltkrieg, das Aufkommen der Suffragetten und des Feminismus, Erfindungen, die Spanische Grippe, Angst vorm Halley’schen Kometen, eine immer globalisiertere Öffentlichkeit… – eine Zeit, die der unsrigen in vielerlei Hinsicht erstaunlich nah ist. Das Kasemattentheater freut sich dabei besonders, dass es für diese Uraufführung, die renommierte Berliner Vaganten Bühne als Koproduzenten gewinnen konnte.

Köpenick